Grunbach 1 schlägt Schwäbisch Gmünd 2 – ein Drama in diversen Akten

Im Heimspiel am 2. Spieltag der Verbandsliga hatte Grunbach 1 in einem Spiel mit Irrungen und Wirrungen mit 4,5:3,5 gegen Schwäbisch Gmünd 2 das bessere Ende für sich.

Zum Auftakt stand es gleich 1:0 für Grunbach, da Schwäbisch Gmünd krankheitsbedingt ein Brett nicht besetzen konnte und Oskar Volk (3) kampflos gewann.

Nicht lange darauf erhöhte Dirk König (8) auf 2:0, nachdem sich sein Gegner Valentin Geilfuss mit einem Springer am Königsflügel vergaloppierte und sich dann auch noch einzügig mattsetzen ließ.

Bis dahin also alles eitel Sonnenschein für Grunbach, der auch noch anhielt, als sich Berthold Rabus (2) und Matthias Reichert auf ein Remis einigten. Während sich die Spieler in der anschließenden Analyse einig waren, dass es sich um eine relativ ereignislose Partie handelte, sieht der Computer auf beiden Seiten gleich mehrmals dunklere Wolken aufziehen, die aber hinter den Kulissen blieben.

In der Folge ließ die Entwicklung der noch laufenden Partien allerdings erste Sorgenfalten bei den Grunbacher Zuschauern entstehen.

Zuerst verkürzte Gmünd auf 2,5:1,5. Jonas Hetz (5) sah sich über weite Strecken anhaltendem Druck ausgesetzt. Nachdem er ein, zwei Möglichkeiten auf Ausgleich ausgelassen hatte, konnte er nicht mehr alle Drohungen der besser zentralisierten Figuren des Gmünders Roland Macho abwehren.

Die nächsten beiden Entscheidungen änderten nichts an der knappen Grunbacher Führung, allerdings gewannen in beiden Partien die „falschen“ Spieler.

Andreas Schnabel (4) hatte gegen Gerhard Friedrich lange Zeit positionellen Vorteil in Form der halboffenen e-Linie und des besseren Läufers. Statt geduldig weiterzuspielen, verzettelte er sich kurz vor dem 40. Zug und ließ sich im Konter des Gmünders mattsetzen.

Noch klarer waren die Verhältnisse bei Vasileios Telioridis (6) und Patrick Tannhäuser. Vasileios hätte bereits in der Eröffnung einen Läufer verloren, wenn sein Gegner dessen Rückweg ins eigene Lager abgeschnitten hätte. Aber auch die Partiefortsetzung, in der sich ein schwarzer Springer auf d3 einnistete und Vasileios an der Rochade hinderte, war für ihn klar verloren. Der Gmünder versäumte es jedoch den Sack zuzumachen und räumte Vasileios Gegenchancen ein, die dieser in der Zeitnotphase nutzte, um die Partie zu seinen Gunsten zu wenden.

Auf Grunbacher Seite war nach dem zwischenzeitlichen Schock nun ein deutliches Aufatmen zu spüren. Dennoch blieb die Situation angespannt: Die Stellungen der beiden noch laufenden Partien hätten gut und gerne auch zu einem schlussendlichen Sieg für Gmünd führen können.

Jürgen Hartlieb (7) hatte bei seinem Debüt in der 1. Mannschaft gegen Lothar Roth einen Bauern verloren, war aber immerhin in einem Endspiel mit Läufer gegen Springer bei nur noch einem gegen zwei Bauern auf dem Königsflügel gelandet. Laut Tablebase war das Endspiel remis, der Pfad dorthin aber mitunter schmal. Und wie so oft erwies sich die Verteidigung am Brett ungleich schwerer als der Blick in die Datenbank. Ein falscher Läuferzug und der letzte Bauer war nicht mehr zu verteidigen, was gleichbedeutend mit dem Partieverlust war.

Wer nun meinte, die Spannung ließe sich nicht mehr steigern, wurde beim Stand von 3,5:3,5 eines Besseren belehrt. Die entscheidende Partie am Spitzenbrett zwischen Guido Vielsack und Thomas Lang bot Dramatik pur.

Ausgangs der Eröffnung gewann der Gmünder durch eine kleine Kombination einen Bauern. Er konnte seine Stellung durch starkes Spiel bis nach der ersten Zeitkontrolle und dem Übergang ins Endspiel sukzessive verbessern und stand klar auf Gewinn. Guido ließ aber den Kopf nicht hängen und opferte auf der Suche nach Aktivität einen weiteren Bauern. Um den 60. Zug herum waren die Bedenkzeitreserven aufgebraucht und beiden Spielern blieben nur noch die Zeitboni pro Zug, was zusätzlich für Spannung sorgte. Hier unterlief dann dem Gmünder ein Fehler, als er eine mögliche Springergabel unterschätzte und seinen Freibauern verlor. Guido bot anschließend Remis, was aber abschlägig beschieden wurde. Aufgrund der ständig knappen Zeit spielten beide das Turmendspiel in der Folge nicht optimal. Schließlich gelang es Guido selbst einen Freibauern auf der f-Linie zu bilden, der rasch seinem Umwandlungsfeld entgegenstrebte, während der Gmünder König auf der a-Linie abgeschnitten war und die gegnerischen Bauern auf der a- und h-Linie weniger gefährlich waren. Die Remisbreite war zu diesem Zeitpunkt noch nicht überschritten und ein Opfer des Turms gegen Guidos Freibauern hätte immer noch zum Unentschieden gereicht. Im weiteren Streben nach Gewinn griff der Gmünder dann allerdings fehl und brachte sich schon fast tragikomisch um diese Option: Auf der einen Seite versperrte der eigene König den Weg, auf der anderen Seite konnte Guidos Turm dazwischen ziehen. Nach dem forcierten Turmtausch war Guidos letzter verbliebener Bauer deutlich schneller als die drei gegnerischen: Sieg für Guido und für Grunbach!

Im Anschluss an diese Partie und den wichtigen Sieg gegen einen vermeintlichen Underdog herrschte bei den Grunbachern verständlicherweise Freude und Erleichterung pur.

Berthold Rabus

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