Am 3. Spieltag der Verbandsliga stand für Grunbach 1 das Auswärtsspiel gegen den favorisierten SC Böblingen 2 auf dem Programm. In einer Begegnung mit quasi zwei unterschiedlichen Halbzeiten konnten sich die Grunbacher nach einem deutlichen „Pausenrückstand“ schlussendlich noch ein 4:4 erkämpfen.
An allen Brettern wurde hart gekämpft, es gab keine schnellen Remis (schlussendlich gab es überhaupt keine Punkteteilung). Nach rund drei Stunden Spielzeit zeichneten sich an mehreren Brettern Vorteile für Böblingen ab und als die Stellung des Berichterstatters in der Zeitnotphase immer schlechter wurde, flatterten um ihn herum die ersten Ergebnisse ein – bis auf eine Ausnahme allesamt Grunbacher Niederlagen. Der aus Grunbacher Sicht ernüchternde Zwischenstand lautete zu diesem Zeitpunkt 1:4. Wie kam es dazu? Und vor allem: Wie gelang die Aufholjagd?
Den Anfang machte die Niederlage von Vasileios Telioridis (8) gegen Dietmar Fischer. Vasileios musste eine Verdopplung seiner Bauern am Königsflügel in Kauf nehmen. Dann verzettelte er sich auch am Damenflügel und konnte das Eindringen der gegnerischen Schwerfiguren nicht mehr verhindern.
Jonas Hetz (7) hatte sich als Weißer aus der Eröffnung heraus eine Angriffsstellung mit einem Isolani erhofft. Ein auf e5 eingepflanzter Springer konnte aber nicht die gewünschte Wirkung entfalten. Zudem waren schon zwei Leichtfigurenpaare abgetauscht, was das Angriffspotenzial weiter schwächte. In der Folge gelang es seinem Gegner Marc Gibicar den Isolani zu belagern. Der Versuch, diesen gegen einen anderen Bauern abzutauschen scheiterte taktisch. Jonas verlor eine Qualität und gab in hoffnungsloser Stellung auf.
Einen kleinen zwischenzeitlichen Lichtblick stellte der Sieg von Andreas Schnabel (5) gegen Nikola Petkovic dar. Andreas entwickelte langsam aber sicher einen Königsangriff. Mittels Turmverdopplung auf der halboffenen h-Linie und einem Einschlag auf g6 vollendete er diesen konsequent.
Anschließend war aber wieder mehr Schatten angesagt. Alexander Siopidis (4) übersah gegen Bernd-Martin Schuh den Verlust eines wichtigen Zentrumsbauern und kämpfte anschließend für eine verlorene Sache.
Und dann entglitt auch noch Berthold Rabus (2) um den 40. Zug herum ein eigentlich ausgeglichenes Leichtfigurenendspiel, in dem er sich zu passiv verhielt. Er konnte das Eindringen des gegnerischen Königs nicht mehr verhindern. Notgedrungen suchte er noch Schwindelchancen mit einem Figurenopfer, das ihm einen weit vorgedrungenen Freibauern einbrachte. Der Böblinger Peter Bauer entschärfte die Gefahr aber durch genaues Spiel und drohte seinerseits mit einer unparierbaren Bauernumwandlung.
Damit sind wir beim bereits erwähnten ernüchternden Zwischenstand von 1:4 angekommen. Allerdings sahen zu diesem Zeitpunkt die noch laufenden Partien allesamt günstig für Grunbach aus. Und so begann ein banges Warten, ob vielleicht doch noch etwas Zählbares herausspringen sollte.
Die Aufholjagd begann mit dem Sieg von Oskar Volk (3) gegen Erhard Frolik. Oskar ließ seinen König im Zentrum und startete einen Königsangriff. Nachdem er sich eine überlegene Stellung mit einem Freibauern erspielt hatte, ging er in ein Läuferendspiel über, in dem er sicher den ganzen Punkt holte.
Guido Vielsack (1) gewann früh einen Bauern. Im Bestreben, Verwicklungen zu generieren, opferte der Böblinger Torsten Schulte in der Folge eine Figur und entblößte dadurch die Königsstellung von Guido. In der kommenden Zeitnotphase schlichen sich in der taktisch geprägten Stellung auf beiden Seiten fast zwangsläufig ein paar Ungenauigkeiten ein. Nach überstandener Zeitkontrolle hatte Guido die Stellung dann wieder sicher im Griff und gewann durch den Vormarsch seines Freibauern auf der a-Linie. Dabei musste er aber noch genau rechnen, um einem möglichen gegnerischen Schachreigen zu entkommen.
Nun hing alles daran, ob Laszlo Mihok (6) sein vorteilhaftes Endspiel mit Läufer gegen Springer und Bauern auf beiden Flügeln gegen Georg Drache gewinnen konnte. Durch genaues Spiel und mit Hilfe von Zugzwang- und Fesselungsmotiven konnte er sich einen Freibauern am Königsflügel verschaffen, gegen den sich der Böblinger Springer opfern musste. Laszlo musste aber darauf achten, nicht im Gegenzug alle seine Bauern am Damenflügel zu verlieren. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm, seinen verbliebenen a-Bauern mit seinem Läufer zu decken und gleichzeitig die gegnerischen a- und -b-Bauern zu kontrollieren. Da es sich dabei auch noch um den „richtigen“ Läufer mit der Farbe des Umwandlungsfelds handelte, war der Jubel auf Grunbacher Seite groß.
Dieses Unentschieden stellt einen wichtigen Punktgewinn im Kampf um den Klassenerhalt dar, wovon man sich auch beim Blick auf die Tabelle mit dem aktuell 2. Platz nicht täuschen lassen sollte.
Berthold Rabus