Coronabedingte Ausfälle konnten nicht vollständig kompensiert werden. Daher traten nur 7 Grunbacher den Kampf gegen Schw. Hall an. Gleichzeitig trat Schwäbisch Hall nicht nur vollständig, sondern auch in der stärksten Aufstellung der laufenden Saison an. Der Gegner trat somit mit einer um durchschnittlich 300 (!) ELO-Punkten stärkeren Mannschaft an. Das ist mehr als ein Klassenunterschied. Somit war ein klarer Spielverlauf zu Gunsten des gegnerischen Ligafavoriten vorgezeichnet. Schwäbisch Hall tritt traditionell mit einem hohen Anteil an Frauen – ungewöhnlich in der Verbandsliga – an. In der Begegnung gegen Grunbach waren es 4 und zusammen mit der für Grunbach spielenden Linda Gaßmann gleich 5 Frauen im Turniersaal. Weiterhin mit Seltenheitswert: Es trafen insgesamt 8 Nationen aufeinander: neben 7 Deutschen waren Spieler aus Rumänien, Slowakei, Serbien, Kroatien, Spanien, Griechenland und der Ukraine anwesend.
Die Spiele starteten dann mit der kampflosen Niederlage an Brett 2 und einem ereignisarmen Remis an Brett 8 durch Ersatzspieler Udo Bangert nach einer ausgeglichenen Behandlung der Eröffnungsvariante durch beide Spieler.
Andreas Schnabel zeigte sich erneut in prächtiger Form und konnte eine Ungenauigkeit der ukrainischen Gegnerin ausnutzen. In der Folge gewann Andreas einen Bauern gegen die WGM („Women Grand Master“). Danach stand Andreas etwa 20 Züge lang auf Gewinn und Hoffnungen auf einen vollen Punkt für Grunbach waren berechtigt. Dann unterlief ihm ein folgenschwerer Fehler, der ein Figur kostete. Kurz darauf gab Andreas auf.
Die Gegnerin von Vasileios Telioridis nahm den berüchtigten Bauern auf b7 mit der Dame, was sich in der konkreten Stellung aber als ausnahmsweise korrekt herausstellte. Im zehnten Zug bot Vasileios einen Turm zum Opfer an, was die Gegnerin aber nicht annahm und stattdessen die druckvolle Stellung ausbaute, der Vasileios am Ende erlag.
Linda Gaßmann ließ dem Gegner zunächst viel Raum im Zentrum. Nachdem der Gegner das Zentrum befestigt hatte, folgte der klassische Angriff am Flügel und die Position stellte große Ansprüche an die Verteidigungsfähigkeiten von Linda. Als die Dame vom Spielgeschehen getrennt wurde und schließlich gefangen wurde gab Linda die Partie zum Zwischenstand von 0,5:4,5 verloren. Der Mannschaftskampf war spätestens jetzt auch faktisch entschieden. Drei Spieler bemühten sich noch um Ergebniskosmetik.
Tomas Danada eroberte gegen den rumänischen GM das Läuferpaar auf Kosten eines Doppelbauern, der schwer angreifbar war und eher Felder dominierte. Er konnte die Partie als Schwarzer rasch ausgleichen und ließ auch bis ins Endspiel nichts mehr anbrennen. Am übten sich beide noch im Bauernendspiel aber das Remis war unterschriftsreif.
Die unter spanischer Flagge startende gegnerische FM von Oskar Volk ließ einen Doppelbauern am Rand zu. Allerdings bekam er dafür viel freies Figurenspiel und Platz für das Läuferpaar. Schließlich ging ein Bauer im Zentrum verloren und der gegnerische Doppelbauer konnte sich auflösen. Mit Minusbauer hielt Oskar eine Weile die Stellung aus. Dann gelang ihm unter Druck ein brillanter Springerzug und Oskar gewann die Qualität musste dafür aber einen weiteren Bauern geben. Die Partie war jetzt ausgeglichen, aber in Zeitnot unterlief Oskar erneut ein Fehler und der Gegner gewann.
Berthold Rabus sah sich sofort einer sehr aggressiven Herangehensweise des serbischen IM ausgesetzt, der die Partie offensichtlich im Sturm erobern wollte. Berthold hielt dem Druck jedoch stand und konnte den Angriff zurückweisen. Es verblieb aber eine sehr gute Stellung des Gegners, in welcher Bertholds Konzentration darauf gerichtet war, keinen Einbruch zuzulassen. Nach schier endlosem Lavieren des serbischen IM einigte man sich schließlich im 73. Zug auf Remis. Zuvor war urplötzlich eine Siegchance für den IM entstanden, als Berthold einen vergifteten Bauern schlug. Aber da der IM nur noch von den 30 Sekunden Inkrement „lebte“, konnte er die Stellung nicht mehr verwerten.
Die Überlegenheit des Gegners gegen die geschwächte Grunbacher Aufstellung war deutlich. Am Ende stand es 6,5:1,5 für die Gäste. Auch wenn vielleicht der eine oder andere halbe Punkt mehr verdient gewesen wäre, ein Mannschaftspunkt war heute sicher nicht im Bereich des Möglichen.