Nach den beiden deutlichen Niederlagen gegen Wernau und Stuttgart 2 fuhren die Grunbacher mit gemischten Gefühlen nach Heilbronn-Biberach. Immerhin kamen alle pünktlich am richtigen Ziel an (keiner hatte sich auf den Weg nach Biberach – ohne Heilbronn- – gemacht).
Manch einer liebäugelte im Vorfeld mit einem Mannschaftspunkt. Als aber klar wurde, dass die Heimmannschaft quasi in Bestbesetzung antrat, kamen auch daran Zweifel auf. Umso größer war die Freude über den überraschenden 5:3-Erfolg nach einem langen und intensiven, aber stets fairen Mannschaftskampf.
An Brett 2 erhielt Jan Dietzel gegen Philipp Müller nach einem frühen Damentausch eine angenehme Stellung. Ein gegnerisches Bauernopfer brachte eigentlich keine Entlastung. Allerdings war Jans König auf den Zentrumslinien gestrandet, so dass er vorsichtshalber in eine Zugwiederholung einwilligte.
Die Grunbacher Führung besorgte Vasileios Telioridis (5). Danach hatte es in seiner Partie gegen Jens Hoffmann über weite Strecken aber nicht ausgesehen. Vasileios war in eine gedrückte Stellung geraten, aus der er sich sukzessive wieder befreien konnte. Schließlich sorgte ein (zeitnotbedingter?) Biberacher Blackout in Form eines Turmeinstellers für das abrupte Partieende.
Oskar Volk (3) erhöhte gegen Mohammad Haji für Grunbach. Beide Spieler ließen ihre Könige bei geschlossener Stellung im Zentrum. Oskar erhielt zwischenzeitlich einigen Vorteil, der sich aber nach einem ungenauen Springertausch verflüchtigte. Erst als der Biberacher in Zeitnot versäumte, sich um seinen schwachen Bauern auf a6 zu kümmern und auf dem Königsflügel eine weißfeldrige Blockade zu errichten, gewann Oskar wiederum die Oberhand, indem er mit einem Turm in die gegnerische Stellung eindringen konnte. Schlussendlich siegte Oskar im 38. Zug durch gegnerische Zeitüberschreitung in einer ohnehin gewonnenen Stellung.
Der einzige kleine Rückschlag erfolgte am Spitzenbrett durch Spyridon Skembris. Seine Partie mit Noah Geltz verlief lange ausgeglichen, bis ein falscher Läuferabtausch zu einem für Spyridon nachteiligen und nach einem weiteren Fehler verlorenen Turmendspiel führte.
Kurz darauf stellte aber Dirk König (6) gegen Alexander Arns wieder die 2-Punkte-Führung für Grunbach her. Dirk hatte als Schwarzspieler lange Zeit die Züge seines Gegners kopiert. Als die Symmetrie durchbrochen wurde, erhielt Dirk eine Bauernmajorität am Damenflügel, auf die der Biberacher falsch reagierte. Dirk konnte nach einem Königsmarsch ins Zentrum einen Freibauern bilden, der ihm problemlos den Sieg einbrachte.
Anschließend steuerte Laszlo Mihok (7) gegen Detlef Rook einen wichtigen halben Punkt bei. Er ging früh der Rochade verlustig und hatte dennoch eine vorteilhafte Stellung erreicht, in der er aber nicht energisch genug zu Werke ging. Stattdessen ließ er seinen Gegner eine gefährliche Initiative am Königsflügel entfalten, die Laszlo eine passive und beengte Stellung bescherte. Mit Computerhilfe findet sich für seinen Gegner leicht ein entscheidender taktischer Schlag, am Brett tauschte der Biberacher aber die Damen, wonach die Stellung verflachte und die beiden Spieler remis vereinbarten.
Berthold Rabus (4) war es vergönnt, den Grunbacher Mannschaftssieg sicherzustellen. Sein Remis gegen Oliver Zeyer kam aber etwas glücklich zustande. Berthold war früh in einer nachteiligen Stellung mit einem schlechten Läufer gegen einen guten Springer gelandet. Anschließend wählte er auch noch eine schlechte Turmpostierung, deren Korrektur wertvolle Zeit in Anspruch nahm, die sein Gegner zur weiteren Verbesserung seiner Figurenaufstellung nutzte. Ein voreiliger Abtausch ins Endspiel, der einen Bauern gewann und eigentlich gut aussah, gab dann einen Großteil des Biberacher Vorteils her. In der Folge leisteten sich beide Spieler etliche Fehler, die die Bewertung der Stellung öfters von für Weiß gewonnen zu Remis und umgekehrt wechseln ließ. Bertholds Glück war, dass er den berühmten vorletzten Fehler beging und schlussendlich das Unentschieden sichern konnte.
Zu guter Letzt lief noch die Partie zwischen Peter Morlock (8) und Eugen Holzinger. Der Biberacher ließ ausgangs der Eröffnung eine Chance auf Vorteil verstreichen. Die Partie landete dann rasch in einem Leichtfigurenendspiel, in dem Peter seine einzige Schwäche auf d5 problemlos überdecken konnte. Sein Gegner versuchte noch lange, etwas Zählbares aus der Stellung herauszuholen, musste aber schließlich die Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen einsehen. Somit wurde auch hier der Punkt geteilt.
Die frohe Bescherung am 1. Advent in Form von 2 Mannschafts- und 5 Brettpunkten wurde direkt vor Ort in der nebenan gelegenen Gaststätte gefeiert.
Grunbach 1 verbringt die anstehende Weihnachtspause auf Platz 5, was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass im neuen Jahr noch die Begegnungen mit allen Vereinen aus der oberen Tabellenhälfte auf dem Programm stehen.
Berthold Rabus