Am achten und vorletzten Spieltag der Oberliga verlor Grunbach 1 zuhause gegen Heilbronn 2 auch in dieser Höhe verdient mit 2:6. Beide Mannschaften traten stark ersatzgeschwächt an, Heilbronn hatte aber dennoch ein deutliches nominelles Übergewicht in Form von durchschnittlich 150 DWZ-Punkten pro Brett. Insofern kommt das Endergebnis nicht überraschend.
Grunbach geriet gleich zu Beginn in Rückstand. Udo Bangert (7) wurde gegen Jannis Hagenmeyer schon früh Opfer eines Läufereinschlags auf h7 mit anschließendem unparierbaren Königsangriff.
Vasileios Telioridis (3) musste sich mit einer unorthodoxen Eröffnungsbehandlung von Thomas Tschlatscher auseinandersetzen. Der Heilbronner hatte nach siebzehn Zügen bereits elfmal mit seinen Bauern gezogen und nur zwei Figuren auf der zweiten Reihe entwickelt, dabei aber Vasileios‘ Dame in Bedrängnis gebracht. Anstelle eines Damenopfers gegen Turm und Leichtfigur entschied sich Vasileios für ein Figurenopfer. Er erhielt im Gegenzug vier Bauern, lief dann aber in eine (nicht nur aus Heilbronner Sicht) schöne Mattkombination gegen den lang rochierten König.
Zwischendurch gab es einen glücklichen halben Punkt für Grunbach. Berthold Rabus (2) war gegen Xiang-Tobias Peng aufgrund seiner geschwächten Rochadestellung in entscheidenden Nachteil geraten. Nach einer Unaufmerksamkeit des Heilbronners konnte Berthold jedoch mit einem Turmopfer auf f7 ein Dauerschach forcieren.
Anschließend bauten die Heilbronner ihren Vorsprung weiter aus. Oskar Volk (1) hatte gegen Gunnar Schnepp in der Eröffnung einen Bauern verloren. Diesen Vorteil ließ sich Gunnare bis ins klar gewonnene Springerendspiel hinein nicht mehr nehmen.
Nun kam das (aus Grunbacher Sicht) Highlight des Tages. Dirk König (4) und Ramin Geshnizjani lieferten sich einen taktischen Schlagabtausch. Der Computer sieht zwar Ramin deutlich im Vorteil, der entscheidende Faktor am Brett war aber die hochgradige Zeitnot. Beide Spieler lebten kurz nach dem 20. Zug nur noch von ihren Bonussekunden. In dieser Phase hatte Dirk den besseren Durchblick bzw. das glücklichere Händchen. Er erhielt einen Freibauern, der just im 40. Zug unparierbar mit der Umwandlung drohte und den sofortigen Gewinn sicherstellte.
Andreas Schnabel (6) und Severin Bühler lieferten sich weitgehend eine Partie auf Augenhöhe mit jeweils kleineren Ungenauigkeiten auf beiden Seiten. Andreas hatte bei beiderseits langer Rochade einen Bauern bis nach g6 vorgestoßen. Dort ging er zwar verloren, aber dahinter brachten sich die Schwerfiguren auf der halboffenen g-Linie in Position. Nachdem Severin den Bauern zurückgegeben hatte, einigten sich die beiden auf ein leistungsgerechtes Remis.
Das sollte es mit der Grunbacher Punkteausbeute gewesen sein, denn aus den beiden noch laufenden Partien sprang nichts Zählbares mehr heraus.
Peter Morlock (8) wurde gegen Jannis Hagenmeyer seine schlechte Zeiteinteilung zum Verhängnis. In einem ungefähr ausgeglichenen Endspiel mit Turm und Leichtfiguren fehlte ihm die nötige Zeit für die Variantenberechnungen, was dazu führte, dass sich seine Position sukzessive verschlechterte. In Verluststellung überschritt Peter im 33. Zug die Zeit.
Lange Zeit kämpfte zu guter Letzt noch Linda Gaßmann (5) einen aussichtslosen Kampf gegen Sebastian Ludwig. Linda sah sich mit einem lästigen Springer auf b5 konfrontiert, der Druck auf den Bauern auf c7 ausübte. Schließlich ging dieser Bauer verloren und nach dem Abtausch einiger Figuren hatte Sebastian in einem Endspiel mit Turm und Springer gegen Turm und Läufer zwei Mehrbauern. Kurzzeitig bot sich Linda hier noch eine unverhoffte Remismöglichkeit. Sie ließ diese aber aus und musste bald darauf aufgeben.
Durch diese Niederlage ist Grunbach in der Tabelle auf Platz sieben abgerutscht. Angesichts von vier Absteigern kann der Klassenerhalt nur noch theoretisch gelingen.
Berthold Rabus