Die aufregendste Phase des 6. Spieltags in der Landesliga fand bereits vor Spielbeginn statt: Jan Dietzel, unser etatmäßiges Brett 2, fehlte um kurz nach 9 Uhr immer noch. Dafür war Vasileios Telioridis, dessen Einsatz eigentlich nicht geplant war, anwesend, da er Paschalis Tsolakidis vom Bahnhof abgeholt hatte.
Jetzt musste schnell eine Entscheidung getroffen werden: Jan an Brett 2 nominieren, in der Hoffnung, dass er noch rechtzeitig kommt, oder alle ein Brett aufrücken und Vasileios ins Team holen? Ein rasch getätigter Anruf auf dem Handy von Jan verlief ergebnislos. Der „Mannschaftsrat“ entschied sich dann nach kurzer Diskussion für die letztere Option, auch wenn damit für alle außer Brett 1 ein Farbwechsel verbunden war und die Vorbereitung ins Leere lief.
Dass die Entscheidung richtig war, zeigte sich, als Jan kurz nach 9:30 Uhr im Turniersaal erschien. Er war gedanklich noch in der altgewohnten „Oberligazeitzone“ mit einem Spielbeginn um 10 Uhr.
Zur Wiedergutmachung und da er nun sowieso alle Zeit der Welt hatte, wurde er kurzerhand zum Einkaufen geschickt: Die Milch war ausgegangen bzw. abgelaufen.
Der Mannschaftskampf verlief währenddessen ohne große Aufregungen. Joachim Mayer (Brett 6) hatte sich mit seinem Gegner Mirsad Basovic auf ein schnelles Remis geeinigt. Danach zeichneten sich an etlichen Brettern bereits leichte Grunbacher Vorteile ab.
Als erster gewann Spyridon Skembris an Brett 2. Mit gewohnt flüssigem Spiel überspielte er den Gmünder Bernhard Sturm, der nach der Partie meinte, er wisse gar nicht, wo er denn einen Fehler gemacht habe.
Kurze Zeit später konnte auch unser Spitzenbrett Patrick Höglauer einen ganzen Punkt verbuchen. Mit den schwarzen Steinen hatte er Walter Pohl frühzeitig unter Druck gesetzt und war mit seinen Türmen auf der d-Linie eingedrungen. In der Folge konnte Weiß nicht mehr alle gegnerischen Drohungen parieren. Patrick gewann im Endspiel mit Dame und Läufer einen wichtigen Bauern am Damenflügel, wonach sein Gegner bald aufgeben musste.
Schon zu diesem Zeitpunkt war ein hoher Grunbacher Sieg abzusehen, da in den noch laufenden Begegnungen einige aussichtsreiche Stellungen auf dem Brett standen und kein Grunbacher in Verlustgefahr schwebte.
Den nächsten Sieg fuhr dann Guido Vielsack (4) gegen Roland Macho ein. Der Gmünder fand gegen den Königsangriff von Guido nicht die richtige Verteidigung und opferte eine Figur, um wenigstens Damentausch zu erzwingen. Das Endspiel bereitete Guido keine Probleme und er konnte sogar trotz des reduzierten Materials die Attacke auf den schwarzen König fortsetzen. Als das Matt unausweichlich war, gab Guidos Gegner auf.
Anschließend einigten sich Berthold Rabus und Siegfried Schmieder an Brett 3 auf Remis. Berthold hatte seinen Gegner mit einer ungewöhnlichen Eröffnungsbehandlung überrascht und konnte mit den schwarzen Steinen leichten Ausgleich erzielen. Mehr gab die solide gegnerische Stellung aber nicht her. Deshalb und auch aufgrund des positiven Verlaufs des Mannschaftskampfes akzeptierte Berthold das gegnerische Remisangebot zum Zwischenstand von 4:1.
Den Mannschaftssieg sicher stellte dann Paschalis Tsolakidis (7). Seine Figuren entfalteten im Zentrum größere Kraft. Gleichzeitig verfügte er über Raumvorteil am Königsflügel. Durch ein Qualitätsopfer kam er zu einem entscheidenden Königsangriff und konnte seinen Gegner Andreas Sauerbeck mattsetzen.
An Brett 5 übernahm Jürgen Ditter rasch die Initiative. Nachdem er jedoch ein, zwei gute Chancen ausgelassen hatte, konnte Valentin Geilfuß annähernd ausgleichen. Schließlich zeigte der dauerhafte Druck dann aber doch noch Wirkung und Jürgen gewann nach einem gegnerischen Fehler einen Turm und die Partie.
Den Schlusspunkt setzte der nur „zufällig“ zum Einsatz gekommene Vasileios Telioridis (8), allerdings leider auf der falschen Seite. In einer lange Zeit ausgeglichenen Partie landete er in einem Endspiel mit schlechtem Läufer gegen Springer, das aber wohl dennoch zu halten gewesen wäre. Durch eine Unkonzentriertheit ließ Vasileios den Abtausch der letzten Leichtfigur zu und übersah dabei, dass das resultierende Bauernendspiel für ihn verloren war. Seinem Gegner Johannes Pfister war es somit vergönnt, den Ehrenpunkt für Gmünd zu erzielen.
Durch diesen 6:2-Erfolg bleibt Grunbach 1 weiterhin an der Tabellenspitze der Landesliga. Allerdings konnten die punktgleichen Unterkochener gegen Oberkochen noch einen halben Brettpunkt mehr erzielen, so dass der aktuelle Vorsprung nur noch 3,5 Brettpunkte für Grunbach beträgt.
Berthold Rabus