Premiere für Grunbach: Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte reiste die Mannschaft geschlossen schon am Vortag zu einem Auswärtsspiel an. Obwohl somit alle ausgeschlafen in Tettnang am Brett erschienen, war das 4:4 aus Grunbacher Sicht eher glücklich.
Tettnang kannten die meisten Grunbacher bislang lediglich als Herkunftsort für eine Zutat zum flüssigen Grundnahrungsmittel Nummer 1. Ein Blick auf die Landkarte brachte die Erkenntnis: Das ist schon ziemlich weit von der Weinregion Remstal zum Hopfenhotspot Tettnang.
Glücklicherweise fand am Vortag quasi auf halber Strecke in Sontheim an der Brenz die Bezirksblitzmannschaftsmeisterschaft, auch bekannt als „4er-Blitz“, statt. Somit war der Entschluss schnell gefasst: Anreise am Samstag mit Zwischenstopp zum Blitzen. Hier konnte sich Grundbach 1 ganz knapp für die Württembergische Meisterschaft qualifizieren, während Grunbach 2 souverän nicht Letzter wurde.
Die Veranstaltung dauerte länger als gedacht, da mit Hin- und Rückrunde gespielt wurde. Nach einem kurzen, aber leckeren Abendessen beim Italiener und einer rasanten Autobahnfahrt kamen die Grunbacher deshalb erst gegen 22 Uhr wohlbehalten in Tettnang an. Während die einen gleich todmüde ins Bett fielen, wollten andere noch das ein oder andere Grundnahrungsmittel (s. o.) testen. Sie machten aber die Erfahrung, dass die Kneipenszene auch in Tettnang schon mal üppiger war. Immerhin konnten sie es sich noch im „Nichtraucherbereich“ einer Raucherkneipe (das hieß nicht ganz so intensiver Rauch) genüsslich tun.
Nach einer geruhsamen Nacht und einem gemeinsamen Frühstück ging es ausgeruht ans Brett. Schiedsrichter war kurioserweise Fritz Gatzke, der bereits am Vortag beim Blitz in dieser Funktion tätig war und kurzfristig für einen verhinderten Kollegen einsprang.
Ziemlich zügig beendeten Linda Gaßmann (6) und Dietmar Heilinger ihre Partie. Nach dem Abtausch einiger Figuren einigten sie sich bereits ausgangs der Eröffnung in ausgeglichener Stellung auf Remis. Nicht viel länger dauerte es bei Oskar Volk (2) und Jürgen Längl, bis die Punkteteilung vereinbart wurde. Der Tettnanger schien optisch etwas Vorteil zu haben, aber nachdem sich auf der einzigen offenen Linie die Schwerfiguren abgetauscht hatten, befand sich die Stellung im Gleichgewicht.
Dann erfolgte allerdings ein Rückschlag für Grunbach und zwar ausgerechnet bei Dirk König (5). Er hatte als einziger Grunbacher eine vorteilhafte Stellung erreicht, übersah aber ein Läuferopfer auf h3. Nach einer weiteren Ungenauigkeit gewann sein Gegner Marius Kaiser im Angriff, den er mit einem zum sofortigen Matt führenden weiteren Läuferopfer abschloss.
Anschließend gab es zwei weitere Punkteteilungen bei Spyridon Skembris (1) und Vasileios Telioridis (4), jeweils durch Zugwiederholung im Turmendspiel. Die Wege dorthin waren allerdings seeehr unterschiedlich. Spyridons Partie gegen Markus Krieger verließ nie die Remisbreite und die Zugwiederholung war quasi das logische Ende. Vasileios musste einen heftigen Königsangriff von Katrin Leser über sich ergehen lassen und stand zwischenzeitlich glatt auf Verlust. Der Computer meint humorlos „+7“ für Katrin, die dann aber nicht zwingend genug fortsetzte. Sie konnte sich zwar einen gedeckten Freibauern auf der 6. Reihe sichern, Vasileios hatte aber ebenfalls einen Freibauern. Zudem drohte er die Deckung von Katrins Freibauern zu beseitigen, wonach sie das Remis durch Dauerschach forcierte.
Zwischenstand aus Grunbacher Sicht somit 2:3 – und ein Blick auf die noch laufenden Partien sah nicht gerade erfolgsversprechend aus. Lediglich bei Berthold Rabus (3) konnte man auf mehr als ein Remis hoffen, während bei Laszlo Mihok (7) eher eine Punkteteilung zu erwarten war und Andrej Durica (8) ziemlich platt stand.
Laszlo war nach der Eröffnung etwas in Nachteil geraten, sein Gegner Jonas Sterk fand aber auch nicht die beste Fortsetzung und so landete die Partie in einem ausgeglichenen Endspiel mit Läufer gegen Springer, anfangs noch mit einem Turmpaar. Laszlo versuchte lange auf Gewinn zu spielen, musste aber einsehen, dass nicht mehr als ein Remis drin war.
Andrej war von Gero Gräber sukzessive in die Defensive gedrängt worden und litt – wie schon Vasileios – unter einem gegnerischen gedeckten Freibauern auf g6. Durch Gegenspiel am Damenflügel konnte er die Chancen ausgleichen, bevor sich die Waagschale in der Zeitnotphase wieder zu Gunsten Tettnangs neigte. Nach der Zeitkontrolle stand ein Endspiel mit Andrejs Läufer gegen Geros Springer (immer noch mit dem gedeckten Freibauern auf g6) auf dem Brett, in dem Andrej zum Erstaunen der Kiebitze (und wohl auch des Computers, der eine Bewertung in der Größenordnung von „+20“ anzeigt) irgendwie noch ins Remis entschlüpfen konnte.
Nun lag es an Berthold, der im Hinblick auf die Gesamtsituation bereits früh ein Remisangebot von Thomas Kohn abgelehnt hatte, um wenigstens noch einen Mannschaftspunkt aus dem Bier- ins Weinland zu entführen. Berthold sicherte sich ausgangs der Eröffnung in einer symmetrischer Stellung das Läuferpaar. Diesen positionellen Vorteil bewahrte er bis ins Endspiel mit den Läufern gegen zwei Springer. Dabei konnte er die Stellung öffnen, allerdings auf Kosten des Abtauschs einiger Bauern. Durch geduldiges Spiel auf beiden Flügeln vergrößerte er sukzessive seinen Vorteil, wobei auch noch Thomas‘ Zeitnot dazukam. Schlussendlich drang Bertholds König entscheidend am gegnerischen Königsflügel ein und sorgte für den Partiegewinn und einen Mannschaftspunkt.
Am Ende des Tages war man sich sowohl auf Grunbacher als auch auf Tettnanger Seite nicht sicher, ob diese Punkteteilung jemandem nützt. Tettnang bleibt zusammen mit Stuttgart 2 Tabellenletzter. Grunbach führt auf Platz 6 die Gruppe der Abstiegskandidaten an, hat mit Heilbronn 2 und Biberach aber noch zwei Schwergewichte als Gegner.
Berthold Rabus