Am 5. Spieltag in der Verbandsliga empfing Grunbach die SG Ludwigsburg. Die Gäste hatten nicht zum ersten Mal in der Saison mit Aufstellungsproblemen zu kämpfen und reisten nur zu siebt an (worüber der Mannschaftsführer noch froh war). Dennoch musste sich Grunbach knapp mit 3,5:4,5 geschlagen geben.
Ludwigsburg ließ Brett 8 frei, so dass der Arbeitstag von Vasileios Telioridis schon zu Ende war, bevor er recht begonnen hatte.
Die erste richtige Entscheidung am Brett fiel bei Andreas Schnabel (6) gegen Martin Bresch, obwohl hier mit 40 Zügen weit mehr als in manch anderer Partie gespielt wurden. Andreas‘ Ansatz zu einem Angriff am Königsflügel verlief im Sande und führte nur zu einer aufgelockerten Bauernformation. Als er einer Fesselung im Zentrum nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkte, verlor er zwei Bauern und kämpfte fortan auf verlorenem Posten noch bis zur Zeitkontrolle.
Am Spitzenbrett kam Jan Dietzel bei seinem Saisondebüt zu einem sicheren und unaufgeregten Schwarzremis gegen Sven Jerie.
Deutlich wilder ging es in der Partie zwischen Oskar Volk (4) und Matej Belica zur Sache, die beide mutig nach vorne spielten. Der Ludwigsburger entblößte mit einem Springeropfer den Damenflügel von Oskar, während dieser sein Heil im Königsangriff suchte. Der Computer bescheinigt in dieser taktisch geprägten Stellung beiden eine fast fehlerfreie Leistung, was Anerkennung verdient. Schließlich hielten sich die gegenseitigen Drohungen die Waage und die Partie endete mit einer Zugwiederholung.
Somit stand es quasi zur Halbzeit noch ausgeglichen 2:2. Nun zog aber Ludwigsburg mit zwei Siegen davon und legte damit den Grundstein für den schlussendlichen knappen Mannschaftserfolg.
Zuerst musste Alexander Siopidis (5) gegen Walter Schaffert die Waffen strecken. Alexander verbrauchte etliche Tempi, um seinen Königsspringer via f6-g8-h6 auf f5 zu entwickeln. Diese Zeit nutzte sein Gegner für Raumgewinn im Zentrum und am Damenflügel. In der Folge litt Alexanders Spiel unter den beengten Verhältnissen, während der Ludwigsburger seine Stellung weiter verstärken konnte und schließlich mit einem Figurenopfer Alexanders Königsstellung freilegte und die Dame gewann.
Anschließend verlor auch Jonas Hetz (7) gegen Dragan Mitrovic. Dabei hätte sich ihm ausgangs der Eröffnung eine Chance auf Vorteil geboten. Jonas zog aber den falschen Zentrumsbauern nach vorne und schwächte anschließend noch mit g6 seine Königsstellung, wonach er immer mit einem Figurenopfer auf diesem Feld rechnen musste. Diese Gefahr konnte Jonas durch den Tausch der Damen abwenden. Dabei verlor er aber den vorgerückten Bauern und war im Endspiel chancenlos.
Nun hätte Grunbach die beiden noch laufenden Partien gewinnen müssen, um ein Mannschaftsremis zu erzielen. Entsprechend legten sich beide Spieler ins Zeug.
Guido Vielsack (2) hätte bereits in der Eröffnung mit einem Zwischentausch auf f6 die Kontrolle über das Feld d5 und klaren Vorteil erlangen können. Ohne den Zwischentausch führte die Besetzung von d5 zu Vorteil für Guidos Gegner Alexander Vajsberg. Allerdings vergaß auch er einen kleinen, aber wichtigen Zwischenzug. So kam ein ausgeglichenes Doppelturmendspiel aufs Brett. An dieser Bewertung änderte sich auch nach dem Tausch eines Turmpaares nichts. Aufgrund der Matchsituation suchte Guido aber noch lange nach Gewinnmöglichkeiten. Es gelang ihm, einen Bauern auf die 7. Reihe zu bekommen, gegen den der Ludwigsburger seinen Turm geben musste. Im Gegenzug erhielt dieser aber zwei verbundene Freibauern, die der Umwandlung entgegenstrebten und denen Guido mit König und Turm hinterherjagte. Nach kämpferischem Verlauf löste sich die Spannung schließlich durch den Tausch des Turms gegen die beiden Bauern ins Remis auf.
Damit stand die Niederlage für Grunbach fest, was Berthold Rabus (3) in der letzten noch laufenden Partie gegen Daniel Pranjic aber nicht von weiteren Gewinnversuchen abhielt. Bis es dazu kam, musste Berthold als Schwarzer zuerst längere Zeit um den Ausgleich kämpfen, den er mit dem Abtausch des letzten Leichtfigurenpaares erreichte. Im Turmendspiel konnte er dann die Initiative erlangen, vergaß in Zeitnot aber einen konsolidierenden Bauernzug am Damenflügel. Auch nach überstandener Zeitkontrolle gelang es Berthold nicht, die klar gewonnene Stellung zu verwerten, was vom Computer schonungslos aufgedeckt wird. Er ließ stattdessen den Durchbruch eines gegnerischen Bauern zu, den er mit seinem passiv vor dem Bauern platzierten Turm aufhalten musste. Mit Müh und Not gelang es Berthold, ein Endspiel mit Turm und Bauer gegen Turm zu erreichen, das zwar theoretisch Remis war, aber immerhin noch praktische Chancen bot. Und tatsächlich griff der Ludwigsburger nach langer Verteidigung fehl und konnte die Umwandlung des Bauern nicht mehr aufhalten.
Nach den knappen Niederlagen in den letzten beiden Begegnungen steht Grunbach in der Tabelle zwar immer noch auf Platz fünf. Der Abstand zu Abstiegsrang neun beträgt jedoch nur noch einen Punkt. Vom Platz an der Sonne grüßt souverän Heilbronn 2, während Schlusslicht Schwäbisch Gmünd 2 schon etwas abgeschlagen ist. Dazwischen ist aber alles dicht gedrängt und jeder scheint jeden schlagen zu können.
Berthold Rabus